Der Autor schreibt über das wissenschaftliche Schreiben und untergliedert es in "Die vier Grundprinzipien des effektiven Schreibens" und "Die sechs Arbeitsschritte hin zum intelligenten Text".
Grundlage dafür ist das Zettelkasten-System von Niklas Luhmann, der in seinem Arbeitsleben über 90.000 Datensätze angesammelt hat, die er wiederum für seine Publikationen genutzt hat.
Der Zettelkasten wird zwar laufend erwähnt, wird aber nicht im Deteil erklärt, was aber auch nicht notwendig ist: Zettel aufschreiben, Zettel auf Index notieren, Zettel einsortieren, Verknüpfungen bilden. Das ist alles.
Aber diese Verknüpfungen sind das A und O des Zettelkastens.
Er greift auch das Gegen-Argument auf, dass die Pflege dieser Zettel zu viel Zeit verbraucht. Wenn Luhmann allerdings an Büchern schrieb, brauchte er nur noch seine Sammlung zu nutzen, die Vorarbeiten (Recherche, Verknüpfungen) waren größtenteils schon erledigt. Hätte er nicht laufend seine Kästen gefüllt und organisiert, wäre er nicht so produktiv beim Schreiben gewesen. (Vergleichbar mit dem Fangen der Hühner und dem Reparieren des Zauns).
Es geht in dem Buch zwar um "das Schreiben", aber ich kann die meisten Thesen auf meinen Alltag übernehmen, wenn ich "Schreiben", "Verfassen", "Rezerpte", usw. durch "Projekte", "Aufgaben", "Nächste Aktivität", usw. ersetze.
Gleich ab Seite 18 wird auch GTD erwähnt (was ich überhaupt nicht erwartet habe). "Es gibt wohl kaum eine Führungskraft in einem größeren Unternehmen und nur wenige Selbständige, die noch nicht von GTD gehört haben - und das aus gutem Grund." Vielleicht etwas übertrieben?
Einerseits werden die Gemeinsamkeiten zwischen GTD und Zettelkasten erläutert, andererseits warum beide eben doch unterschiedlich sind. Der Zettelkasten hat als Hauptmerkmal das Sammeln, Ordnen und "Verzetteln" (Vernetzen). Bei GTD steht das DONE ganz oben. (Verbinden lässt es sich natürlich, wenn man beim Erledigen auf die Daten des Zettelkastens zugreift.)
Die Kapitel sind voll gespickt mit Zitaten und Referenzen zu Studien und manchmal auch kleine Anekdoten. (Zwei junge Fische schwimmen an einem älteren Fisch vorbei. Dieser nickt ihnen zu und sagt: "Hallo Jungs, wie ist das Wasser heute?" Nachdem sie etwas weitergeschwommen sind, sieht der eine junge Fisch zu dem anderem herüber und fragt: "Was zu Teufel ist Wasser?")
Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals ein Buch mit so vielen Referenzen gelesen zu haben. Am Ende stehen 15 Seiten Literaturangaben!
An manchen Stellen schien es mir, dass sich der Autor wiederholt, aber dann war es nur eine Überleitung und das mit neuen Informationen bzw. Ansichten erweitert wird.
Für mich war es sehr informativ und lesenswert.
Zwei kleine Verbesserungen hätte ich:
Grafiken, Bilder und Diagramme fehlen und könnten den Text etwas auflockern.
Zum Wiederfinden einzelner Textstellen wäre ein Index hilfreich.
Was bringt mir das Buch?
Meine Ablage hinterfragen. Meine "Dinge" haben zwar definierte Orte, werden dort aber nur versenkt. Eine Vernetzung gibt es nicht. Wenn ich etwas suche, muss ich teilweise die Daten wieder zusammenstellen. Außerdem habe ich vermutlich zu viele Orte (die aber blöderweise thematisch Sinn machen.) Gleiches gilt für die Internetrecherche, deren Ergebnisse ich nie zusammentrage und verschlagworte, sondern beim gleichen Thema immer wieder neu suche.